Mini-Abenteuer vor der Haustür
Ja, nur ich allein unter dem Nadelblätterdach.
Dieses Abenteuer wagte ich an einem trockenen Abend. Vor ein paar Wochen gegen Ende August erfüllte ich mir diesen lange gehegten Wunsch.
Die Tage schon merklich kürzer, packe ich vor 21Uhr Picknickdecke, Iso-Matte, eine 2. aufblasbare Unterlage (dem Rücken zuliebe), Kissen, Schlafsack, Wolldecke, Jacke, Schal, Tee und Journal, falls ich nicht schlafen kann... und Mückenspray.
Das Auto (für alle Fälle 😉) parkiere ich nicht weit vom Waldplatz und etwas versteckt.
Auf dem Plätzli im Waldstück meiner Ursprungsfamilie fühle ich mich wohl und geschützt. Und der Wald ist ja wie mein zweites zu Hause.
Im Dämmerlicht breite ich mein Nestchen aus. Rund um die Matten lege ich drei Zettel mit Symbolen für eine "brummfreie Zone" in der Nacht, anstelle Moskitonetz.
Begegnung am Waldrand mit Atemstocken
Bevor ich mich einkuschle, habe ich ein Date mit dem grossen Bär am Himmelszelt 🌟. Die Sterne sichtbar in dieser klaren Nacht, wie sie ganz nah wären. Ich gehe auf die offene Fläche.
Am Übergang zur Wiese spitze ich meine Ohren... Was oder wer ist da??? - Schritte, rascheln im Gebüsch neben mir 😬. 🦊 sichtete ich auch schon in diesem Feld. 🐰?? 🦌 Rehe beobachtete ich kürzlich hier beim Fressen. Angewurzelt und mucksmäuschenstill, überlege ich einen Wimpernschlag - zurück in den Wald, Stirnlampe ein❓
Was denkst du?
Will ich sehen, wer auf Halbmeternähe herumtapst??
Was hast du getippt? Will ich sehen, wer auf Halbmeternähe im Unterholz ist?
…
Noch einen Atemzug warte ich, spitze die Ohren und lausche «raschschell, knackkkk… wie gross ist es wohl, das Wesen? –
Nö, das Licht schalte ich nicht ein! Ich will nicht in reflektierende Augen schauen. Ich glaube wir beide würden mehr erschrecken und «es» kann sich so wieder in Ruhe verziehen. Ich bin ja in seinem Revier und ziehe mich auch zurück. Wer es war? Who knows!
Zeit zum Einnäschten und Schlafen! Ich schaue ins Dunkle in die Bäume hoch. Horche, ob da wohl noch wer ist. Ja, genau, da «sssshhhhh». Meine «brummfrei-Zettel» haben wohl nicht soviel bewirkt. Also Mückenspray raus. «Ts, ts, tssss». Ruhe für ein Zeitchen.
In die Matte sinken, tief den Nadel- und Waldbodenduft einatmen - ich schlummere weg, bin in Frieden mit mir und dem was mich umgibt. Die Gedanken ruhen.
Gegen 4 Uhr regt sich meine Blase. Aus dem Schlafsack schälen, Schuhe an und zum Waldrand, diesmal ohne verdächtiges Rascheln. Erleichtert lege ich mich wieder hin und schlafe ruhig wieder ein.
Im Zwielicht des Morgens höre ich erneut Brummgeräusche. Und die Luft ist inzwischen auch frischer und knackiger. Meine Wolldecke lege ich über den Kopf. Sie ist nun mein Wärme- und Mückenschutzschild.
Ich schlafe durch und erwache um 7 Uhr. Oh, durch die Blätter blinzelt die Sonne, die schon oben ist! Ich wollte eigentlich den Sonnenaufgang miterleben. Schlafmütze! Das nächste Mal klappts sicher.
Denn eine Waldnacht ist ganz besonders magisch, das wiederhole ich nächstes Jahr.
Wurde ich konfrontiert mit Vorstellungen, was sein könnte? Das war gar nicht schlimm, es bitzeli mulmig fühlte ich mich bei den Schrittgeräuschen schon 😉.
Kryptische Nachricht eines Nachtaktiven
Ach ja, der eine nächtliche Besuch hinterliess mir eine Nachricht. 🤣
Schau dir das Foto an.
Die Schnecke 🐌, die ich am Abend von der Matte unter dem Schlafsack ins Laub beförderte, hatte wohl noch Hunger. Zwei meiner magischen Zettel haben gezackte Ränder und ein Viertel fehlt.
Hast du gewusst, dass Schnecken Papier anknabbern? Na ja, das teile ich gerne, besser als den Salat 🥗. Und der Deckel meines Journals ist jetzt auch mit abgeschabten Spuren verziert. Die erinnern mich täglich an mein Mini-Abenteuer.
Ich geniesse die friedliche Morgenstimmung im sanften Licht bei Tee und einem Apfel auf dem Bänkli und sinne der letzten Nacht nach. Zauberhaft funkelnd, spannend, überraschend, Grenzen auslotend, verbindend mit mir und Mutter Erde, kuschlig und beruhigend.
Die wunderbare Sicht auf den Sempachersee nehme ich im Herzen mit. Meine sieben Sachen packen und auf nach Hause.
Sehr dankbar, geerdet und erfüllt von diesem puren Naturerlebnis starte ich ruhig und ganz bei mir in den Alltag. Ich habe mich eingelassen auf den Wald seine Bewohner, Geräusche und Gerüche. Darauf bin ich stolz.
Die Naturwesen teilten ihr Gebiet mit mir und boten mir Schutz. Dankeschön!
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