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Abschied nehmen

Aktualisiert: 24. Feb.

Eine Geschichte vom Werden, Sein, Vergehen und den Kreisläufen des Lebens.


… und plötzlich ist alles anders.


Raum zum Visionieren

Ich erinnere ich mich an die letzte Klangmeditation vom 1. Februar, ein Kreis mit ü-60igern und Andrea einer jungen Frau. Mit den Klängen führe ich durch das Jahr 2024, gebe Raum für Visionen, die sich entfalten dürfen.

Zu Imbolc oder Lichtmess am 2. Februar kehrt das Licht zurück, es ist länger hell und die Samen bereiten sich im Bauch von Mutter Erde auf das Aufgehen vor. Die Sonne erweckt die Pflänzchen im Boden zu neuem Leben.  

Es ist eine wunderbar passende Zeit ein Visionboard zu gestalten, was ein paar Frauen auch nach den Klängen auch tun.


Beim Tee tauschen wir uns aus. Über die beiden Frauen in der Runde, die neben dem Landwirtschaftsbetrieb eine Astrologie Ausbildung machten (eine davon meine Mutter), über bevorstehende Geburtstage, gemeinsame Bekannte und was diese 12 Monate wohl bringen mögen.

Die Gesetzteren meinen, sie haben keine grossen Visionen mehr. Sie wünschen sich zufrieden und «buschper» (gesund) zu bleiben und das Leben mit ihren Partnern zu geniessen.


Zerplatzte Hoffnungen und neue Freiheit

Das Parlieren geht weiter über Berufe, die nicht ergriffen werden konnten, weil es früher einfach so war, dass einer der Söhne den Bauernhof übernehmen musste. Das Beste drausmachen, innovativ sein - wie der fast 80-jährigen Toni* und mein Vater. Papa war einer der ersten in der Region, die Mais anbauten. An seinen Landmaschinen «omeschrüble», sie pflegen und anstatt des Melkens erst auf Rindermast und dann nur noch auf Ackerbau umstellen. Ich erinnere mich an sein zufriedenes Lächeln… Die Freiheit, die er hoch oben auf dem Mähdrescher genoss. Auch wenn es zwischendurch stressige Zeiten gab, wenn alle Landwirte das Getreide gleichzeitig gemäht haben wollten, weil das Wetter umschlug. Ich erinnere mich, wie er am Mittagstisch Tränen lachte über seine schaurige Grimasse oder einen trockenen Witz und wir uns die Bäuche hielten.


Huflattich - in Schweizer Mundart Zytröseli

Innehalten und Abschiednehmen

Und Andrea, deren Leben gerade auf dem Kopf steht, ohne Wohnung, weil sie gekündigt wurde, ohne Job und gerade eine beendete Beziehung hinter sich hat.

Ihre Augen leuchten und sie ist fasziniert von den Lebensgeschichten der «alten Hasen» und den Frauen der Bauern, die Astrologinnen wurden. Sie bewarb sich vor Kurzem auf eine Stelle auf den Malediven und als zweite Variante auf einen Bürojob beim Kanton. Welchen Job würdest du nehmen?


Und jetzt…? Toni, der sich regelmässig mit seiner Frau von Klängen in andere Welten tragen liess, ist nicht mehr da - ein tiefer Einschnitt für seine Frau Anita*. Zwei Tage nach der Klangmeditation am 3. Februar hört sein Herz ganz unerwartet am Abend nach einem Spaziergang durch Feld und Wald auf zu schlagen. An seinem Geburtstag erscheint die Todesanzeige.


Er sass bei den Klangabenden immer auf dem Sofa, den Kopf auf die Hand gestützt, ganz versunken und in Frieden mit sich. Ein ruhiger, besonnener und naturverbundener Mann, der im richtigen Moment eine träfe Bemerkung in die Runde warf. Sein Platz auf dem Sofa bleibt leer, doch in meinem Herzen hat er einen bekommen.

Vor dem letzten gemeinsamen Streifzug half er seiner Anita noch das Visionboard mit dem Titel «Dankbarkeit» aufzuhängen. Fein säuberlich und mit der nötigen Obacht. Möge es für sie in dieser Zeit ein sicherer Anker sein.


Ich erinnere mich an Baba

Im Bett denke ich über den Abend und den plötzlichen Tod nach. Die Begebenheiten erinneren mich wieder an meinen Baba. Am 1. März sind es sechs Jahre, seit er nicht mehr in dieser Welt ist. Mein Herz wird eng. Eine Woche vor seinem 90. verabschiedete er sich. Die Todesanzeige ist an seinem Geburtstag in der Zeitung.

Aus meinen Augenwinkeln fliesst ein Rinnsääli ins Kissen. Ich lasse es laufen und trockne die Tränen mit der Bettdecke. Gefühle wollen gefühlt werden. Erinnerungen wecken Gefühle. Die Traurigkeit über den Verlust eines Lieblingsmenschen vermischt sich mit Wärme, die aus tiefer Dankbarkeit, Freude über die gemeinsame Zeit und Schmunzeln über das Wesen das er hatte, aufsteigt.


Mutti fragte mich, ob ich ihre alten Astrozeitschriften möchte. Und ich sehe, dass Papa sie wohl auch durchstöbert hat. In einigen entdecke ich von ihm hervorgehobene Sätze.


Hoffnungsfunken und Neuanfänge

Und da ist Yvonne, die sagt, es sei schwierig für sie, Hilfe anzunehmen. Ich bekomme von ihr eine Sprachnachricht. «Ich würde mich mega freuen, wenn du mir am 7. März beim Einräumen meiner neuen Wohnung helfen kannst.» - «Ja klar», antworte ich. «Schön, fragst du und kommst auf mein Angebot zurück. Ich komme sehr gerne. Der Tag passt perfekt.» Und es ist just am Geburtstag meines Vaters.


Und Toni wird hoffentlich von oben die richtigen Leitungen verkabeln, dass seine Frau, Kinder und wir alle, genug Licht haben – sein Wunsch war nämlich Elektriker werden.


Muetti, gäu du bliibsch nochli do? Am 16. Februar feiertest du mit Frühling im Blut deinen 86. Geburtstag.


Kreisläufe im Leben schliessen sich… und fangen wieder neu an. Sie liegen so nah beisammen.


orange Krokusse umgeben von spriessenden Pflanzen
Krokus kurz vor dem Öffnen

Mich hat am 4. Februar das erste orange Krokussli am Wegrand angelacht. Juhuiii!

Orange, die Farbe die Toni so viel Freude bereitete.


Und weisst du was noch? Andrea hat den Job auf der Insel bekommen. Rate mal, welches Bild sie auf ihr Visionboard geklebt hat? Ja, genau ein Palmenstrand umgeben von türkisblauem Wasser. Ende März geht’s los!

Gute Reise, liebe Andrea und dass deine Erlebnisse und Erinnerungen sich zu berührenden Geschichten verweben, die in deinem Herzen einen Platz finden und die du gerne erzählen magst. Das wünsche ich auch dir auf deinem Weg, liebe Leserin, lieber Leser. Mein Erleben zum Sterben und Werden habe ich sehr gerne mit dir geteilt.


Meine Angebote und Eigenkraft Events, können dir helfen in eben solchen Zeiten, wo die Welt um dich und in dir rüttelt , wieder ins Lot zu kommen, dein Nervensystem zu regulieren und Hoffnung zu schöpfen. Wenn du Neuanfänge wagen möchtest, bin ich an deiner Seite.


*Name geändert

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Alice Limacher

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